Potentaten-Cantaten
Ein Liederabend zwischen Macht und Melodram
29. März 2012
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Worum es ging
Die Vorstellung, dass Politik und Poesie wenig miteinander zu tun haben, ist weit verbreitet. Herrschaft und Dichtkunst, so will es das Klischee, bewohnen weit auseinander liegende Welten; das mitunter brutale Geschäft des Regierens lässt sich nur um den Preis der Kunstferne ausüben, während poetischer Schönheitssinn am ehesten in der Distanz zum Gebaren am Machtmonopol gedeiht. (In liberalen Demokratien ist das Bewusstsein, dass Poesie politisch brisant sein könnte, weitgehend verloren gegangen.) Doch zu dieser Vorstellung steht die Tatsache in eklatantem Widerspruch, dass gerade Gewaltherrscher auf ihre Weise oft die größten Kunstfreunde sind, und sich, mehr noch, als Künstler in Szene setzen. Gerade in der Moderne betritt ein neuer Typus die Szene: ein von literarischen und Gewaltambitionen gleichermassen getriebener Herrscher, ein poetischer Souverän, der eine Welt aus Worten erschafft, stützt oder stürzt den politischen Souverän, der eine Welt aus Taten aufbaut. Das befremdende Zugleich von Dichtung und Gewalt muss man in diesen Fällen wohl als Einheit begreifen.
In Gedenken an die gefallenen Diktatoren der letzten 2000 Jahre trällert das Theater Neumarkt das Lied der strukturellen Verwandtschaft von Gewalt und Kunst: Malende Massenmörder, dichtende Despoten, singende Souveräne, ein Portrait des Gewaltherrschers als Künstler. In der Chorgasse treffen sich Terror und Fiktion, wir bieten euch Rohheit und Wein, es gibt Liebe und Getränke.
Mit den Hits von: Kaiser Nero, Saddam Hussein, Kim Il-sung, Muammar al-Gaddafi, Benito Mussolini, Josef Stalin, Silvio Berlusconi und vielen mehr.
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Wer dabei war
Auf der Bühne
- Alexander Seibt
- Malte Sundermann
- Jakob Leo Stark
- Franziska Wulf
- Julia Reichert & Daniel Lerch
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Regie:
Julia Reichert & Daniel Lerch
Hinter der Bühne
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